Abitur in der Tasche und direkt weiter an die Uni? Was vor früher fast selbstverständlich gewesen ist, gilt heute längst nicht mehr für alle. Immer mehr junge Menschen zieht es ins Handwerk, raus aus dem Hörsaal und hinein in die Werkstatt. Einer von ihnen ist Samuel Braun aus Heimsheim. Während viele seiner Freunde nach dem Abitur studieren gingen, entschied er sich für die Ausbildung zum Zimmerer. Heute, drei Jahre später, hat der 23-Jährige seine Ausbildung als bester Geselle im Kreis Böblingen abgeschlossen – und weiß, dass er den richtigen Weg eingeschlagen hat.
„Vom Geld her kann man mit der Industrie nicht mithalten. Aber das hier macht einfach mehr Spaß. Ich gehe morgens gern ins Geschäft.“
Manuel Frick, Zimmerei Frick
Wenn Samuel Braun morgens kurz vor 7 Uhr in die Zimmerei Frick kommt, ist der Tag noch ruhig. Erst wird gemeinsam besprochen, was ansteht, dann werden die Fahrzeuge beladen. Und dann geht es los, raus auf die Baustelle. Für Samuel Braun ein Arbeitsplatz, an dem er lieber arbeitet als an einem Schreibtisch vor dem PC. Das war ihm schon früh klar. Während der Schulzeit machte der Heimsheimer ein Praktikum bei der Zimmerei Frick in Flacht und merkte schnell, dass das Handwerk zu ihm passt. Nach dem Abitur zog es ihn zunächst für ein Freiwilliges Soziales Jahr ins Ausland, doch kurz nach seiner Rückkehr bewarb er sich um einen Ausbildungsplatz als Zimmerer. Damals leitete noch Georg Frick den Familienbetrieb, der die Zimmerei nach 32 Jahren an seinen Neffen Manuel Frick übergab.
Das Handwerk ist beliebt – inzwischen auch bei Abiturienten
„In meinem Freundeskreis und auch in meinem Jahrgang haben fast alle studiert. Ich war der Wenigen, der ins Handwerk gegangen ist. Bereut habe ich es nie.“ Dass sich immer mehr junge Menschen nach dem Abitur für eine Ausbildung entscheiden, ist längst keine Seltenheit mehr. Im Handwerk sind Abiturientinnen und Abiturienten dennoch die Ausnahme.
Auch in der Zimmerei Frick fehlt es nicht an Nachwuchs. Die jungen Leute langfristig zu halten, ist jedoch die größere Herausforderung. „Vom Geld her kann man mit der Industrie nicht mithalten“, sagt Inhaber Manuel Frick. „Aber das hier macht einfach mehr Spaß. Ich gehe morgens gern ins Geschäft.“ Der Spaß an der Arbeit ist ihm besonders wichtig.
Ein familiäres, unterstützendes Betriebsklima steht für Frick ganz oben – und das zeigt Wirkung. Regelmäßig beginnen neue Auszubildende ihre Lehre in der Zimmerei. „Wir haben fast jedes Jahr Azubis, manchmal drei bis fünf gleichzeitig. Uns ist wichtig, gute Leute auszubilden. Das ist unsere Zukunft“, sagt Frick.
Handwerk heißt Teamarbeit
Eine gute Stimmung im Team – darauf kommt es an. Denn im Handwerk geht es vor allem um Zusammenhalt. „Alleine kommt man auf der Baustelle nicht sehr weit“, sagt Manuel Frick mit einem Lachen. Er selbst hat als Industriemechaniker in der Konstruktion gearbeitet, einen Techniker gemacht – bevor er mit 26 sich doch für eine Ausbildung als Zimmerer entscheidet und schließlich Anfang des Jahres die Zimmerei Frick seines Onkels übernimmt. Der Betrieb ist breit aufgestellt: Dachsanierungen, energetische Modernisierungen, Carports oder Fassaden – „alles rund ums Holz“, wie Frick sagt.
Samuel Braun ist glücklich mit seiner Entscheidung. Die Arbeit mit Holz, draußen an der frischen Luft und mit den eigenen Händen – genau das macht für ihn den Reiz seines Berufs aus. „Am Ende des Tages sieht man, was man geschafft hat“, sagt der 23-Jährige. „Das ist das Schönste an meinem Beruf.“ Seine Arbeit macht ihm nicht nur Freude, er ist auch richtig gut darin: Mit 98 von 100 Punkten schloss er im Oktober die Gesellenprüfung ab und wurde anschließend von der Handwerkskammer zum Landeswettbewerb eingeladen. „Damit habe ich nicht gerechnet. Ich wollte einfach, dass es gut wird“, sagt Braun. „Dass ich dann Kammer- und Innungssieger werde, das war trotzdem eine Überraschung.“
Vor allem ist es aber eine Bestätigung dafür, dass Samuel Braun im Handwerk genau das Richtige für sich gefunden hat.